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2. Der Terminator, wie er in die Welt kommt

Das Erscheinen des Terminators wird angekündigt durch den Fahrer des Müllwagens. Seine Ungläubigkeit über das gerade Gesehene versucht er durch ein leise brabbelndes „What the hell...“ zum Ausdruck zu bringen und schon bald wird sich zeigen, daß dieses Wesen, daß da plötzlich vor ihm auftaucht, wirklich eine Art Kreatur aus der Hölle ist. Das erste Erscheinen des Terminators (Arnold Schwarzenegger) kann klar als dessen Geburt in die Welt gesehen werden. Nackt wie ein Baby richtet er sich aus gebückter Haltung, die an die Haltung eines Babys im Mutterleib erinnert, auf und läuft an einen Hang, von dem aus er die Lichter der Stadt und somit das Licht der Welt, in der er bald wirken wird, erblickt. Zudem steht das Aufrichten des Terminators, der zunächst mit Rauch umgeben ist und sich wie Phönix aus der Asche zu erheben scheint, nicht nur in seiner phallischen Bedeutung für die erwachende Manneskraft, die dieser repräsentiert, sondern auch für die Aktivierung seines Programmes, das in schon bald zur seelenlosen Killermaschine werden läßt. So erinnert die zunächst gebückte Haltung auch an einen Läufer, der jeden Moment losspurten wird, um sein Ziel zu erreichen. Der durch Bodybuilding wie gemeißelt wirkende Körper des Arnold Schwarzenegger kommt der Darstelung der perfekten Kampfmaschine natürlich sehr entgegen, repräsentiert er damit doch die unglaubliche Stärke und Perfektion, mit der diese Maschine ausgestattet zu sein scheint. Auch werden hier Assoziationen an klassische Schulbuchabbildungen der Evolutionstheorie geweckt, die den Menschen in den verschiedenen Entwicklungsstufen zunächst gebückt und zuletzt aufrecht gehend abbildet. Der Geburtsakt läßt den Terminator quasi unschuldig auf die Welt kommen, denn nichts deutet auf seinen Auftrag oder gar sein künstliches Innenleben hin, was ihm von Anbeginn an ein negatives Image gegeben hätte. Daß es sich hier um einen Cyborg handelt, wird erst später klar. Auch seine Rolle wird erst definiert werden. Der nackte Körper des Terminator muß bedeckt werden und dies geschieht nicht aus dem Gefühl der Scham heraus, denn solche Gefühle sind ihm völlig fremd, sondern erfolgt aus der Notwendigkeit, sich für diese Welt, in die er hineingeboren wurde, zu maskieren, um seine Rolle besser spielen zu können, um möglichst unentdeckt und ungestört aufzutreten. Einige Punks, die nicht weit entfernt herumlungern, dienen dem Terminator als Kleiderkammer. Zielstrebig läuft er auf diese zu. Die Kamera vermeidet hier die für ihn später typische Untersicht, da zum jetzigen Zeitpunkt über Herkunft und Motive völlige Unklarheit herrscht. So plappert der Terminator zunächst wie ein kleines Kind die Sticheleien der Punks nach, ehe er, wohl in der Erkenntnis, das dies nicht besonders effektiv ist, deren Kleidung einfordert. Als er auf Wiederstand stößt, tötet er kurzerhand einen der Gruppe. Die Kleidungsstücke dienen fortan als eine Art Rüstung, mit er sich vor allzu aufdringlichen Leuten schützen wird, den die Kleidung ist mit einem bestimmten Image besetzt, daß er sich zunutze macht. Er schlüpft damit in die Rolle eines Mannes, den man schon aufgrund seiner Kleidung, die ihn zu einer bestimmten Personengruppe gehören läßt, besser in Ruhe läßt, da man sich mit dieser Art Leute ungern auseinandersetzen möchte. Der muskulöse Körper Arnold Schwarzeneggers verschwindet somit in schwarzen Lederstiefeln und vor allem unter einer halblangen scharz-grauen Jacke, deren Rückseite einer Panzerung gleich mit Nieten besetzt ist, die Härte und Abhärtung repräsentieren, aber auch den synthetischen (weil metallischen) Aspekt seines Innenlebens nach Außen hin wenigstens andeuten. Dies wird später noch verstärkt, als er die Jacke gegen eine schwarze Lederjacke tauschen wird und damit noch mehr Härte andeutet, die er dann auch einsetzen wird, wenn er das Polizeirevier verwüstet und jeden tötet, der sich ihm in den Weg stellt. Die Kleidung des Terminators steht zudem in direktem Gegensatz zu Sarah Connors eher kindlich wirkendem rosa Kleid, daß sie trägt, wenn sie zum ersten Mal zu sehen ist. Als Gegenstück des Terminators gilt Kyle Reese (Michael Biehn). Er trifft kurz nach dem künstlichen Gegenspieler an einer anderen Stelle im Los Angeles der Gegenwart ein. Während der Terminator in der Nähe einer Maschine, die menschlichen Unrat entfernen soll (was in gewisser Weise ja auch seiner Aufgabe entspricht), in die Welt kommt, wird Reese regelrecht in die Welt geschmissen und landet, menschlichem Abfall gleich, in einer mit Unrat bedeckten Straße, die sich nicht sonderlich von zu unterscheiden scheint, was er bislang gewohnt war. Er ist von seiner Welt im wahrsten Sinne des Wortes gezeichnet, denn seine Haut ist mit Narben und Balkencodes übersäht und entspricht in keiner Weise der muskulösen makellosen Haut des Terminators. Der Vergleich mit einem Neugeborenen drängt sich hier noch stärker auf, denn er wirkt durch seine kauernde gekrümmte Haltung und seinen schmerzerfüllten Lauten hilflos und verletzlich. Er empfindet Schmerzen, die Zeitreise hat ihm sichtlich zu schaffen gemacht, und sein Körperbau ist von normaler Statur und hat nicht das hünenhafte Aussehen eines Arnold Schwarzenegger. Auch Reese ist zunächst nackt, doch der Diebstahl einer Hose ist nicht etwa der Beginn einer Aus- und Hochrüstung wie sie der Terminator bereits betreibt, sondern dient vielmehr der Bedeckung seines nackten Körpers, denn er empfindet Scham, was seine zunächst gebückte Haltung zum Ausdruck bringt. Der Terminator dagegen tritt von Anfang an bedacht, sicher und entschlossen auf. Die Kamera wird ihn fortan meistens in der Untersicht zeigen, was seine Überlegenheit und Macht zum Ausdruck bringt. Viele Sequenzen, die den Terminator zeigen, beginnen mit vier Paukenschlägen, die zudem oft wiederholt werden, was die Finalität im Auftreten des Cyborgs unterstreicht. Zudem werden weitere Andeutungen über das weitere Handeln des Terminators gemacht. So zeigt die Kamera kurz vor Betreten des Waffenladens den Terminator aus starker Untersicht, so daß zusätzlich das Schild mit der Aufschrift „guns“ zu sehen ist. Hier wird nicht nur aufgezeigt, daß dieser gleich das Geschäft betreten wird, sondern auch die Bedeutung des Terminators als lebendes Waffe unterstrichen, indem das Schild einem Typenschildes gleich über ihm steht. Der Terminator ist eher wortkarger Natur und spricht in gesamten Film gerade einmal 72 Worte . Diese Wortkargheit zeigt die Einfachheit auf, mit der es ihm möglich ist, Waffen oder ein Zimmer zu organisieren oder auch Sarah zu lokalisieren. Trotzdem unterstreich Arnold Schwarzeneggers steyrischer Akzent sein maschinelles Innenleben, denn seine Sprache ist monoton, kalt und läßt jede Melodie oder Geschmeidigkeit vermissen.