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Westworld 1. Das Universum von Westworld

„Delos ist der Urlaub von morgen HEUTE. Durch Delos werden Sie in die Urlaubswelt versetzt, die Sie sich wünschen: In die Welt des Mittelalters, des Römischen Weltreiches oder des Wilden Westens.“


Der Ort der Handlung ist Delos. Dieser Ort läßt sich vielleicht am besten mit der Umschreibung, die viele Kritiker verwendeten, charakterisieren: „Disneyland für Erwachsene“ (und nur für Erwachsene).
Delos möchte dem Urlauber die Möglichkeit bieten, in eine Welt einzutauchen, die sich dieser erträumt hat. Doch recht schnell fällt auf, daß das Angebot trotz der vollmundigen Versprechungen des Werbespots, mit dem der Zuschauer gleich zu Beginn konfrontiert wird, doch eher beschränkt ist, denn es beinhaltet lediglich die Welt des Mittelalters, der römischen Stadt Pompeji und des Wilden Westens, also der Darstellung des amerikanischen Westens um 1880.
Eben in diesem Wild-West-Land, genannt Westworld, ist auch ein Großteil der Handlung etabliert. Schon die Welt des Mittelalters findet deutlich weniger Raum in der Handlung und der Bereich des Freizeitparkes, der das Römische Reich thematisiert, wird so gut wie gar nicht dargestellt.
Hauptpersonen der Handlung sind die beiden Delos-Besucher Peter Martin (Richard Benjamin) und John Blane (James Brolin), die einen Urlaub in Westworld gebucht haben. Während Blane bereits zu seinem zweiten  Besuch kommt, ist es für Peter Martin das erste Mal.
Es ist zudem schwierig, die Zeit festzumachen, in der „Westworld“ spielt. Kleidung und Ausstattung der Besucher, die gerade von Delos kommen sind unschwer als Mode der 70er Jahre auszumachen, aber der technische Stand ist deutlich weiter. So bringt ein Luftkissenfahrzeug die Besucher zum Freizeitpark und auch der Entwicklungsstand der Roboter sowie der gesamten weiteren Technik ist eindeutig im Bereich der Science-fiction anzusiedeln. Dieser Konflikt stellt sich jedoch nur kurz, da alle Besucher ihre persönlichen Gegenstände beim Eintritt abgegeben und ihnen die Kleidung und die Gegenstände mitgegeben werden, die für ihr gebuchtes Ziel typisch waren. Der Besucher betritt in jedem Fall eine längst vergangene Welt, so daß es unwesentlich wird, ob der Gast zuvor Mode einer fernen Zukunft oder die der 70er Jahre trug. Dennoch scheint gerade dieser Bruch sowie die Beschränkung auf nur wenige Schauplätze innerhalb der Welten einer der Gründe zu sein, warum Kritiker trotz der guten Besetzung mit Stars wie Yul Brynner dem Film eine eher durchschnittliche Optik zusprachen: „...it has the skimped TV-movie look of a too tight budget.“
Trotzdem zeigt sich gerade durch die Beschränkung auf die erwähnten drei Welten, daß Delos eben nicht die gepriesene originalgetreue Nachbildung der Wirklichkeit ist, die den Besucher eintausend Dollar pro Tag kostet.
Vielmehr handelt es sich insbesondere bei Westworld und der Welt des Mittelalters um die Verkörperung einer Kinderphantasie und zwar ganz besonders einer männlichen Kinderphantasie. Das Spiel mit der Ritterburg oder eben das Spiel als Cowboy und Indianer sind typische Spiele der Kindheit, die meistens von Jungen gespielt werden. So mutet bereits das erste Gespräch zwischen Peter und John an Bord des Luftkissenfahrzeuges wie das Quengeln eines kleinen Kindes an, als Peter neugierig Auskunft nach den Waffen in Westworld einholt und ständig seinen Wunsch nach einem Waffengurt mit Schnüren, mit dem man schneller ziehen könne, wiederholt. Die Welt des Römischen Reiches mag hierbei nicht so recht in das Gesamtkonzept des Freizeitparks hineinzupassen, was ein Erklärungsversuch zu sein scheint, warum dieser Handlungsort im Film weitgehend unbeachtet bleibt. Bei näherer Betrachtung fällt dann aber auch auf, daß die Besucher der beiden Welten fast ausschließlich Männer sind, während angedeutet wird, daß Frauen bzw. die Ehefrauen der Besucher  bevorzugt die römische Welt  gebucht zu haben scheinen. In der römischen Welt scheint zudem der sexuelle Aspekt viel stärker im Vordergrund zu stehen, was durch den Informationsfilm an Bord des Luftkissenfahrzeuges, das die Besucher zu Delos bringt, erläutert  wird.
Was sich hierbei andeutet, ist eine Aufteilung der Besucher, die geschlechtsspezifisch zu sein scheint: Frauen besuchen die Welt des Römischen Reiches, um sexuelle Zerstreuung und möglicherweise Ablenkung von ihren langweiligen Ehemännern zu erhalten, während Männer (bzw. Ehemänner) bevorzugt die Welt des Mittelalters oder Westworld besuchen, um dort Abenteuer und Herausforderung zu erleben. Der sexuelle Aspekt steht bei der Konzeption der beiden Welten dabei zunächst einmal weitaus weniger im Vordergrund, als dies bei der römischen Welt geschehen ist. Viel stärker wird dabei das berühmte „Kind im Manne“ befriedigt und dieser darf endlich einmal wieder seinen Spieltrieb ausleben, den er im realen Leben zu unterdrücken hat.
Zudem handelt es sich bei diesen drei Welten um Klischeewelten, die nicht die Wirklichkeit zeigen, sondern bestenfalls einen kleinen Ausschnitt davon. Sie verkörpern genau die Klischees, die der Besucher mitbringt und versuchen gar nicht erst, diese Erwartungen zu revidieren, sondern diese zu bestätigen und den Besucher aktiv seine Wünsche leben zu lassen. Genau für diesen Zweck sind die Roboter gebaut und programmiert worden.