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3. Sex mit einem Roboter

Die Rolle der weiblichen Roboter scheint sich im Wesentlichen auf das Bedienen des Gastes und der Befriedigung seiner sexuellen Wünsche zu beschränken. Die Rolle, die ihnen ihre Erbauer zugedacht haben, hat nichts mit der der emanzipierten Frau zu tun, die es vielleicht in der Außenwelt im richtigen Leben, geben mag, hier jedoch nur stören würde. Offenbar scheint es die Phantasie des Mannes nicht ertragen zu können, einer starken gleichberechtigten Frau gegenüberzustehen. Dieser muß sich im übertragenen Sinne fühlen wie im Schlaraffenland. Alles wird im zugetragen und so erübrigt sich ein Werben um eine attraktive Frau, denn diese ist ihm in jedem Fallen zu Diensten. Eine Abweisung des Gastes ist im Programm der sogenannten „Sexmodelle“ gar nicht erst vorgesehen. Der Gast äußert seinen Wunsch und dieser wird ihm sofort erfüllt. Als es zum sexuellen Kontakt zwischen Peter Martin und einem dieser Sexmodelle kommt, hat dieser zunächst noch Skrupel, da für ihn die Illusion noch nicht perfekt zu sein scheint. Doch das Sexmodell wird seine Zweifel zerstreuen, ist sie nach Peter Martins gescheiterter Ehe doch scheinbar die bessere Frau. Willenlos läßt sie alles über sich ergehen. Der Zuschauer vermißt jedoch jede Art der Erotik und der Sinnlichkeit. So scheint die Gespielin Peters lediglich ihr Programm abzuspulen, indem sie zunächst ihre Strümpfe herunterrollt und sich dann weiter entkleidet. Dieses Herunterrollen scheint somit auch nichts weiter zu sein als die Erfüllung eines weiteren, nämlich eines erotischen Klischees, während dem dem weiteren Vorgang des Entkleiden jede Erotik und Sinnlichkeit fehlt. Auch Peter Martin entkleidet sich und legt sich danach sofort ins Bett, wo er seine Gespielin erwartet. Ein Miteinander, etwa in Form eines gegenseitigen Ausziehens und Entdecken des anderen Körpers, entfällt. Der Beginn eines kleinen Dialoges wird sofort im Ansatz erstickt, da das Sexmodell auf Konversation nicht programmiert zu sein scheint. Zwar versucht sie, Peters letzte Zweifel zu zerstreuen, doch ihr leerer, fast trauriger Blick ließe den Schluß zu, daß es sich hier um eine Frau handeln könnte, die all diese Tätigkeiten ausführt, weil sie dazu gezwungen wurde und nicht, weil die dazu Lust verspüre. Und in der Tat zwingt sie ihr eigenes Programm dazu, all diese Tätigkeiten auszuüben und verwehrt ihr das Recht auf eine eigene Entscheidung über ihr Intimleben. Als einzigen, winzigen Moment des Privaten verwehrt sie dem Gast (Peter Martin) jedoch noch den letzten Moment der möglichen Sinnlichkeit, als sie sich zum Ablegen der letzten Kleidungsstücke hinter den Paravent begibt und sich so dem Blick Peter Martins entzieht. Somit wird der gesamte Vorgang auf das mechanische miteinander-schlafen reduziert, bei dem sich der Mann zwar austoben kann, aber die Frau mit ihren Wünschen auf der Strecke bleibt. Doch auch während diesem Vorgang verwehrt sie Peter die letzte Möglichkeit der Sinnlichkeit, indem sie dem direkten Blickkontakt und somit dem geistigen Verschmelzen durch Blickkontakt ausweicht und starr nach oben zur Decke schaut. Hierbei wird ein weiteres Merkmal deutlich, daß typisch für die Darstellung der Roboter sein soll: In ihren Augen erkennt man ein metallisches kalten Leuchten an der Stelle, wo beim Menschen die Pupille sitzt. Betrachtet man nun die Augen als Spiegel der Seele, über die auch der Kontakt zur Außenwelt abläuft, so verwehrt der Roboter dem Menschen diesen Blick, da es bei ihnen keine Seele gibt oder diese dem Menschen zumindest verwehrt bleibt. Zudem unterstreicht diese Darstellung noch den maschinellen Aspekt des Roboters, der keine Körpertemperatur hat als etwas Kaltes und Mechanisches. Auch wird dem Mann danach jede Art der Arbeit abgenommen, die den berühmten „Morgen danach“ ausmachen würde. Nach dem Akt zieht sich die Frau dezent zurück. Kaffeekochen oder weiter Zärtlichkeiten entfallen ganz, zumal das Sexmodell sich nach dem Geschlechtsverkehr sofort zurückzieht und dem Gast mit der Verabschiedung „Ich finde, Du bist sehr nett.“ doch nur noch die endgültige Bestätigung gibt, die er hören möchte, denn dieser Satz meint im Grunde doch nichts anderes als „Du warst toll im Bett.“. Der ganze Vorgang dauerte nicht länger als der Banküberfall vor der Tür des Saloons gedauert hat und als solchen kann der Vorgang zwischen Peter Martin und dem Sexmodell auch gewertet werden, raubt er doch der Frau jede Möglichkeit der Selbstbestimmung, wäre sie keine Maschine.