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American Psycho (USA 2000, Regie: Mary Harron)

Vor weißem Hintergrund huscht etwas vorbei, von dem ich automatisch annehmen muß, auch unter Berücksichtigung des Rufes, der dem Film vorauseilt, daß es sich um einen Blutstropfen handeln muß. Die Musik untermalt mit kurzen Streicherklängen diesen Effekt und beinahe fühlt man sich in Alfred Hitchcocks Meisterwerk „Psycho“ (USA 1960) versetzt, wo die scharfen Klänge der Streicher die Messer andeuten, in den Körper des Opfers eindringen und der berühmten Duschsequenz ihre eigentliche Grausamkeit verleihen. Und tatsächlich scheint sich Regisseurin Harron über weite Teile des Filmes von Hitchcock inspirieren zu lassen, erzeugt sie doch ebenso wie der Altmeister die düstere Stimmung oftmals durch eine allzu helle Ausleuchtung der Szenerie. Erneut tropft ein „Blutstropfen“ herab und erneut untermalen dies die Streicher. Schon kurze Zeit später mehren sich diese Tropfen, erhalten dabei eine ästhetische, in jedem Fall aber eine geradezu durchgestylte Form, und die Musik nimmt einen beinahe humorvollen Verlauf, bricht somit auf fast ironische Weise und stellt das vermeintliche Gemetzel, das sich bereits vor meinem inneren Auge abzuzeichnen beginnt, in einem gänzlich anderen Licht dar. Und schon scheint ein ganzer Schwall von Blut durch das Bild zu schwappen, der sich von geschickter Hand geführt über eine weiße Fläche verteilt und nun klar macht, daß ich gerade ein Opfer meiner Erwartungen geworden bin. Leicht und grazil untermalt die Musik das Verzieren eines Tellers und ein hell aufblitzendes Messer scheint nochmals das Durchbrechen dieser harmlosen Szene zu versuchen, doch das Eintauchen der Klinge in ein Stück Fleisch läßt alle vermutete Grausamkeit zu einer virtuosen und harmlosen Darbietung der Kochkunst werden, wo die Zubereitung eines Essens zu einem wahren Meisterwerk wird und wo Essen nicht primär Nahrungsaufnahme, sondern vielmehr gesellschaftliches Ereignis ist. Zwar deutet sich hier bereits an, daß Bateman seine Taten auch in gewisser Weise auch künstlerisch inspiriert wissen will, in erster Linie jedoch kommt es Regisseurin Mary Harron hierbei eben zunächst auch darauf an, auf virtuose Weise die Grenzen zwischen Realität, Wahn und Einbildung zu verwischen und den Zuschauer in eine Welt zu führen, bei der alsbald jene Grenzen endgültig zu verschwinden scheinen und in einen Realität gewordenen Alptraum führen, der von Patrick Bateman (Christian Bale) gelebt wird. Dieser ermordet in seinen nächtlichen Streifzügen durch New York auf brutale Art und Weise zahllose Menschen, bis sich ein Detektiv (Willem Dafoe) an seine Fersen heftet, um den Verbleib eines von Bateman ermordeten Mannes zu klären. Als sich die Schlinge scheinbar immer weiter zuzuziehen scheint, gesteht Bateman seinem Anwalt die Morde. Doch keiner glaubt ihm und es bleibt bis zuletzt offen, ob sich diese tatsächlich ereignet haben oder doch nur das Produkt seiner Phantasien sind.