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Edward Scissorhands - Edward: Spielzeug, Maschine oder Mensch

Edward: Spielzeug, Maschine oder Mensch ? Tim Burtons „Edward Scissorhands“ (USA 1993) spielt in einer kleinen typischen Vorortsiedlung. Eine der Bewohnerinnen ist Peg (Dianne Wiest), die eher erfolglos als zuständige AVON-Beraterin arbeitet. Auf der Suche nach neuen Kunden findet sie Edward (Johnny Depp). Edward ist ein künstlicher Mensch. Über sein Innenleben ist nichts zu erfahren und den Skizzen seines Erfinders und Vaters (Vincent Price) ist lediglich zu entnehmen, daß er sich in der letzten Stufe seiner Entwicklung befand. Im letzten Schritt sollten ihm die Scheren, die er bis dahin als Händeersatz trägt, durch richtige Hände ersetzt werden. Doch sein Vater und Erfinder stirbt, noch bevor er sein Werk vollenden kann. Die Hände, die Edward erhalten soll, fallen dabei in seine Scheren und werden dadurch zerstört. Den Prozeß seiner Fertigstellung konnte er somit nicht selbst durchführen. Edward lebt seitdem allein. Sein Körper ist in schwarze Lederkleidung eingepackt und wird von gürtelähnlichen Schnallen zusammengehalten. Das erste Zusammentreffen zwischen Peg und Edward läßt diese zunächst im Ungewissen, denn Edward, der im Schatten des Daches kauert und dann langsam, die zweite Schere im Schatten verbergend, auf sie zugeht, weckt, die Scheren seiner rechten Hand als Stichwerkzeuge sichtbar, deutliche Assoziationen mit Freddy Krüger (A Nightmare on Elm Street). Peg weicht zunächst zurück, um die Flucht zu ergreifen, hält aber inne, als sie von diesem Schatten, der auf sie zukommt, aufgefordert wird „Don´t go.“ Und diese Stimme so gar nicht zu der vermeintlichen Bedrohung paßt. Ist das Wort „Don´t“ noch einigermaßen laut und klar, klingt „go“ leise und zerbrechlich. Edward tritt ins Licht und zeigt ihr sein weißhäutiges, mit zahlreichen kleinen Narben übersätes Gesicht, das in Form und Gestalt eher an das einer Porzellanpuppe erinnert. Auch der Mund ist eher der einer Puppe mit zusammengezogenen Lippen und großen dunklen Augen, die sie mehr ängstlich als neugierig anschauen. Das Gesicht steht somit in direktem Kontrast zum Rest des Körpers. Doch auch sein an eine Geisha angelehnter trippelnder Gang erinnert an den eines Spielzeugs mit Aufziehmechanismus. All diese Einrücke scheint Peg erst verarbeiten zu müssen. Interessant erscheint mir, daß Edwards Narben im Gesicht zunächst nur zu erahnen sind. Deutlich sichtbar, unterstützt durch Einstellungsgröße, Einstellungswinkel und Ausleuchtung, werden sie erst, als er in Pegs Haus das Bild deren Tochter Kim (Winona Rider) erblickt. Hierdurch wird klar, daß Edward sehr wohl auch menschliche Gefühle zugesprochen werden können, aus denen durchaus auch die Angst, verletzt werden zu können, resultiert. Gerade der Aspekt der Verletzbarkeit Edwards erscheint mir dabei besonders wichtig, denn Narben stehen immer für alte, nicht völlig verheilte und somit unvergessene Wunden.