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Angel Heart (USA 1987, Regie: Alan Parker)

„Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden, Auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn; Wenn wir uns drüben wiederfinden, So sollst du mir das gleiche tun.“

Faust. Der Tragödie erster Teil.

Regisseur Alan Parker etabliert die Handlung des 1987 gedrehten Filmes, der auf dem Buch „Fallen Angel“ von William Hjortsberg basiert, im Jahr 1956. Harry Angel (Mickey Rourke) ist ein heruntergekommener Privatdetektiv, der über das Notarbüro Winesap und Macintosh an einen gewissen Louis Cyphre (Robert De Niro) herangeführt wird, der ihn beauftragt, den verschollenen Schnulzensänger Johnathan Liebling, genannt „Johnny Favorite“, ausfindig zu machen. Bei seinen Nachforschungen trifft Angel auf zahlreiche Zeugen, die alle nacheinander auf grausamste Art ermordet werden und gerät dabei immer stärker in einen Strudel aus Hexerei und Voodoo-Zauber, bis er erkennen muß, daß er selbst der Gesuchte ist, der sich seinerzeit mittels eines bösen Zaubers dem Teufel entziehen wollte. Die Handlung des Filmes stellt sich im Nachhinein als nicht sonderlich komplex heraus, wie der „Ebert Review“ feststellt . Doch wirkt dies im Moment des Filmes anders, denn hier konfrontiert Parker den Zuschauer mit einer opulenten Bilderflut, die die Sinne ungemein betört. Bereits zu Beginn hängt tief und düster die Musik über den Bildern. Ohne erkennbare Melodie scheint sie fast nur aus einem sphärischen Brummen zu bestehen und erinnert dabei an die später erschienene Serie „Twin Peaks“ von David Lynch, wenn Agent Cooper den roten Raum betritt. Immer wieder wird diese Kulisse von verzweifelt klingenden Stimmen aus dem Hintergrund aufgebrochen, so als riefen direkt aus der Hölle alle Seelen der Verdammten nach Hilfe. Dieser düstere Tonblock korrespondiert mit der Handlung, denn auch hier werden sich bald düstere Abgründe auftun, was bereits durch den in der Einleitung gezeigten Wohnblock angedeutet wird. Dieses Bild, das Alan Parker hier akustisch und vor allem visuell zeichnet , hätte Kafka nicht besser beschreiben können. Schwarz wie ein riesiger Berg tut er sich auf, während davor als typisches Motiv aus New York der Dampf aus den Deckeln der Kanalisation empor steigt und dabei schon vorsichtig an die Öfen der Unterwelt erinnern, die ihren Rauch in die Welt auf der Erde schicken. Zahllose Treppen scheinen aus dem Nichts ins Nichts zu führen das einfallende Licht wirft scharfe Ecken und Kanten und läßt dennoch mehr im Dunkel, so daß eine faszinierende Art von Hell-Dunkel-Ästhetik, die stark an den Film Noir erinnert, entsteht. Die Orientierung innerhalb der Gebäudestruktur ist fast unmöglich und vielmehr wirkt es wie ein Labyrinth ohne Anfang und Ende, den Abgründen der menschlichen Seele nicht unähnlich. Dieses abstrakt anmutende Gebilde ist auch erst auf den zweiten Blick als Haus erkennbar und auch der einsame Passant, der die Straße entlangläuft, scheint unwahrscheinlich schnell in den Tiefen des Bildes zu verschwinden. Raum und Zeit wirken dabei scheinbar verzerrt. Wo er herkommt und was sein Ziel sein wird, wird im Verborgenen bleiben und somit spiegelt er den augenblicklichen Zustand des Harry Angel wieder, dessen Herkunft ebenso unerwähnt ist, wie das Ziel, zu dem er hinsteuert. Ansonsten ist keine Menschenseele erkennbar. Lediglich eine Katze, die zwischen den Gittern eines Balkon hindurchschaut, darf als ein winziges Anzeichen einer möglichen Behaglichkeit innerhalb dieser Wände gelten, doch diese wird sofort wieder durch einen streunenden Hund zerstört, der feindselig das Tierchen anbellt. Das einsetzende Saxophon spiegelt die Einsamkeit wieder, die diese Szenerie ausstrahlt und bei der eine herumliegende Leiche ebenso selbstverständlich ist wie streunende Tiere, die offenbar die einzigen sind, die für diese Interesse haben. Doch auch hierbei handelt es sich nicht um ein Tier, daß sein Herrchen bedauert, als vielmehr um solche, die sich höchstens am Blut der Leiche laben wollen. Doch auch dieses Tier zeigt wenig Interesse an der Leiche, die mit schrecklich verzerrtem Gesicht auf dem mit Schneematsch und Müll bedeckten Bürgersteig liegt. Die Wunde am Hals erinnert fast an den Biß eines Vampirs und darf als ein Indiz für die mysteriösen Ereignisse gelten, die Harry Angel bald ereilen werden.