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2.3. Das dritte Treffen

„Ich bin des trocknen Tons nun satt, Muß wieder recht den Teufel spielen.“

Faust. Der Tragödie erster Teil.

Das dritte Treffen findet in New Orleans statt. Harry Angel trifft Louis Cypher in einer Kirche. Erneut durchbohrt dieser Angel beinahe mit seinen Blicken, aber auch hier wird deutlich, daß es Angel an dem nötigen Respekt fehlt, den er in einer Kirche zu zeigen hätte. Erneut, wie zuvor bei der falschen Aussprache seines Namens, weist ihn Cypher auf sein Fehlverhalten hin, wobei der ironische Unterton unbestritten ist, ist es schließlich der Teufel selbst, der es Angel abverlangt, Gott den nötigen Respekt zu zollen. Auf Harolds Frage „Who the fuck are you, Cypher?“ kann dieser nur mit leiser Stimme lächelnd antworten „Watch your language.“ Erneut blockt er Fragen nach der Herkunft oder etwaigen Hintergründen ab, doch auch diesmal prophezeit er Angel versteckt dessen Zukunft. Cypher sitzt dabei, leicht nach vorne gebeugt, mit gefalteten Händen an seinem Stock da, so daß er hier sogar den Anschein erweckt, als bete er. Gerade in seiner Gestik, aber noch sehr viel deutlicher zeigt die Melodie seiner Sprache, daß er Angel auflaufen läßt, denn der leicht ironische Unterton ist nicht mehr zu überhören. Erneut wird seine Rolle als Regisseur deutlich, denn er spielt mit Angel. Die Frage, ob er Margaret Krusemark kenne, beantwortet er mit „Vage.“ Er weicht somit erneut aus und läßt den Detektiv zappeln. Doch auch die Sprache der Bilder deutet hier Angels und auch Cyphers wahre Existenz an, denn während im Hintergrund des Harry Angel zu seiner rechten eine dunkle Säule sowie ein hell erleuchtetes Fenster erkennbar sind, ist Cyphers Hintergrund schwarz, wobei dies durch Säulen entsteht, die hier quasi als Symbol für die Säulen der Unterwelt stehen. Deren Zwischenräume sind orange erleuchtet, was Assoziationen zu lodernden Höllenfeuern weckt. Als ihm Angel seine Abneigung gegenüber der Religion erklärt, weicht Cypher etwas zurück und richtet sich dabei auf, so als verstehe er dessen Auffassung als eine Verneinung seiner eigenen Person, so daß er dies relativiert, indem er sagt: „They say there ist just enough religion in the world to make man hate one another but not enough to make one love.“, heißt dies doch nichts anderes, daß Angel, wenn er denn nun schon nicht an Gott glaube, solle er wenigstens an den Teufel glauben. Angel realisiert jedoch auch allmählich, daß ihn dieser Auftrag geradewegs auf den elektrischen Stuhl bringen kann. Der aufstehende Cypher schaut auf ihn herab, als wolle er dies durch seinen Blick bestätigen, wobei dessen Handlung etwas sehr ambivalentes hat, wirkt sie zum einen wie die eines fürsorglichen Vaters, der seinem Sohn klar macht, daß er sich auf dem richtigen Weg, nämlich zur Lösung des Falles, befinde, womit er die Rolle des beobachtenden Allmächtigen einnimmt, an den Angel ja nach eigener Aussage nicht glaubt. Des Rätsels Lösung wird Harry aber in sein Verderben stürzen. Andererseits glaube ich hierin fast schon einen Moment des Mitleides für Angel zu erkennen, so als wolle er sagen, daß es eben die Regeln sind, an die sich auch er halten müsse.