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7. Die Zerstörung des Körpers

Bei den meisten Robotern gehen nach einiger Zeit schlichtweg die Batterien zur Neige. Auffällig ist auch hier wieder die Verwischung der Grenze von Maschine und Mensch, denn sie erleiden somit ein ähnliches Schicksal wie die Besatzung des Kontrollzentrums, die in dem hermetisch abgeriegelten Raum langsam erstickt.
Der Revolverheld nimmt jedoch eine Sonderstellung ein, denn seine Batterien halten durch. Ähnlich dem ersten Aufeinandertreffen hat Peter auch hier nicht die Alternative einer friedlichen Lösung und muß somit die Auseinandersetzung mit seinem Jäger suchen. Von einen Techniker, den er zufällig trifft, erfährt er, wie er die Technik des Roboters stören kann. Der Techniker büßt diesen Hinweis mit seinem Leben ein, denn der näherkommende Revolverheld erschießt ihn auf der Stelle, so als bestrafe er den Mann für seinen Verrat.
Durch eine List gelingt es Peter, dem Revolverhelden Säure ins Gesicht zu schütten, um dadurch dessen Wahrnehmungsfähigkeiten zu stören. Ein metallisches Surren läßt bereits erkennen, daß die Flüssigkeit ihre Wirkung verrichtet. Der Roboter, der sich nach dem Angriff kurz nach unten krümmte, richtet sich nun wieder auf und nimmt die Hand mit gespreizten Fingern vom Gesicht weg, so als öffne sich ein Vorhang im Theater, der den Blick auf das Geschehen freigibt. Die Säure frißt sich durch die künstliche Haut des Roboters und Rauch steigt dabei auf. Der Blick seiner kalt leuchtenden Augen fixiert den Attentäter. Er bleibt dabei stumm.
Der Revolverheld dreht sich daraufhin um, um Peter nicht Zeuge dieses „Gesichtsverlustes“ werden zu lassen. Es scheint, als wolle er Schmerz und Scham verstecken, um seine Verwundbarkeit zu verleugnen.  Gleichzeitig verwehrt er jedoch auch durch sein Wegdrehen einen Einblick auf das Ausmaß der erreichten Zerstörung. Er bewegt sich von Peter in leicht gebückter Haltung weg und scheint dabei mehrmals das Gesicht in seinen Händen zu vergraben. Das Verhalten entspricht hier, abgesehen vom Unterlassen jeglicher Schmerzenslaute, einem Menschen der Schmerz empfindet. Nachdem Peter den Raum verlassen hat, wird auch kurz angedeutet, daß der Revolverheld ein Waschbecken ansteuert, in dem er offenbar seine verletzten Augen zu reinigen versucht.
Der Angriff hat zwar sein Gesicht verätzt, doch gibt er die Jagd nicht auf. Der Versuch, Peter zu erschießen, scheitert, denn die Säure hat das Sehzentrum des Revolverhelden so stark beschädigt, daß ihm ein zuverlässiges Zielen nicht mehr möglich ist. Auch ist sein sonstiges Sehvermögen stark eingeschränkt und er kann nur noch sehr große Temperaturunterschiede wahrnehmen. Zudem ist seine Waffe leergeschossen, die er daraufhin verärgert in die Ecke wirft und die Jagd fortsetzt, wobei sich die Frage stellt, wie er denn nun Peter töten möchte. Auch hier zeigt sich, daß sein Handeln das Resultat seiner Programmierung ist. Dennoch ist ihm die Beschädigung verschiedener Systeme anzumerken, denn eher unsicher läuft er nun, Peters Spur folgend, durch die mittelalterliche Welt von Delos. Bei jeder Kopfbewegung fällt ein leichtes Ruckeln auf, das auf eine weiter Beschädigung hinweist. Dennoch ist seine Haltung und sein Bewegungsablauf mit dem bisherigen identisch, was zeigt, daß er sein Ziel, Peter zu töten, weiter verfolgt. Er blickt umher und entdeckt mehrere Fackeln, die er wie gebannt anzustarren scheint. In seinem Gesicht, von der Säure zerfressen, spiegeln sich Unsicherheit und Angst vor dem Feuer, also eine menschliche Urangst, wieder. Diese Angst soll auch durchaus gerechtfertigt, denn wie es sich zeigt, kann Feuer dem Roboter ernsthaft schaden. So setzt Peter Martin den Revolverhelden mit einer der Fackeln in Brand. Dieser steht nicht ruhig da, sondern scheint erneut Schmerzen zu empfinden, denn er windet sich und torkelt, nun vollständig brennend, umher. Dies alles geschieht unter den regungslosen Augen der Königin und des Schwarzen Ritters. Beide sind Roboter und bei beiden sind die Batterien leer, so daß sie unbeweglich auf dem Thron sitzen und ins Leere starren.
Peter wird jedoch nicht Zeuge der weiteren Verbrennung, denn er wendet sich ab und läuft in den Kerker, wo er eine Frau zu retten versucht, die an einer Wand angekettet ist. Das Klischee vom Helden, der zunächst sich und dann eine Frau rettet, wird jedoch sofort zerstört. Diese Frau entpuppt sich ebenso als Roboter, nachdem ihr Peter Wasser, eigentlich lebensspendend, zu trinken gibt und dieses einen Kurzschluß in der Elektronik und somit die Zerstörung des weiblichen Roboters verursacht.
Doch der Geist, der Peter Martin verfolgt, will diesen nicht loslassen, denn völlig verbrannt und mit schwarz verkohltem Gesicht steht plötzlich der Revolverheld hinter ihm. Er verkörpert hiermit eine weitere Urangst des Menschen, indem er immer wieder aufzustehen scheint und durch nichts zu stoppen ist. Doch der Roboter stürzt sich nicht wie erwartet auf Peter, sondern hält inne. Sein Verhalten sorgt sowohl bei Peter wie auch bei mir für Verwirrung, denn die Hand, die sich Peter entgegenstreckt, greift nicht nach dessen Hals um ihn zu würgen, sondern verharrt vor ihm. Die Handfläche weist nach oben, so als wolle er um etwas bitten oder Peter seine Handfläche zeigen, die ihn als Roboter ausweist. Diese Geste hat schon etwas vorwurfsvolles, denn der Roboter scheint Peter mit seinem verbrannten Gesicht und seiner ausgestreckten Hand damit konfrontieren zu wollen, daß er nicht nur das Produkt des Menschen ist, daß sich aus bekannten Gründen gegen seine Erbauer wenden mußte, sondern daß diese, verkörpert durch Peter, ihm auch wieder die Chance genommen haben, seine gerade erst erworbene Identität zu behalten. Vielmehr muß der Roboter nun erkennen, daß er seine Identität wieder verloren hat, indem alles was sein Äußeres und somit auch seine Individualität ausmacht, verätzt und verbrannt ist, und sein Aufbegehren umsonst war und er seine synthetische Herkunft akzeptieren muß. Der Revolverheld stürzt daraufhin die Treppe hinab und bäumt sich, schon am Boden liegend, noch einmal auf, um sich umzudrehen. Doch was Peter da entgegenstarrt, ist nicht mehr das bereits bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Gesicht, an dem sich keinerlei persönliche Züge mehr erkennen lassen. Die Gesichtsplatte ist abgefallen und Peter blickt in ein Loch im Kopf des Roboters, aus dem ihn elektronische Bauteile anstarren. Der Revolverheld hat nun endgültig jegliche Persönlichkeit (repräsentiert durch die fehlende Gesichtsplatte) verloren und ist wieder zu dem Haufen Kondensatoren, Widerständen und Drähte degradiert, aus denen er besteht. Alles, was seine äußere Erscheinung und somit auch ein Stück seiner Identität ausgemacht haben, ist vernichtet. Und so als hauche er jetzt den letzten Rest Geist und Leben aus seinem Körper aus, läßt ein Kurzschluß den Rest seines elektronischen Innenlebens zu Funken und Rauch vergehen. Was hier stattgefunden hat, zeigt, daß es für Peter Martin nötig war, seinen Gegner in jeder Hinsicht vernichten zu müssen. Dieser hätte seine Jagd selbst mit schwersten Beschädigungen weiter fortgesetzt und so daß es für Peter Martin notwendig war, seinen Verfolger nicht nur körperlich, sondern auch geistig vollständig zu vernichten.