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6. Selbstbestimmung, Rache oder nur eine Krankheit ?

Daß mit den Robotern nicht alles nach Plan verlaufen wird, war den Verantwortlichen in Delos schon lange bekannt und somit kalkulierten sie auch mit Störfällen. Mit einem Problem in größerem Ausmaß scheint jedoch niemand gerechnet zu haben und so stehen Verantwortliche und Techniker diesen hilflos gegenüber, obwohl sich die Katastrophe Schritt für schritt angekündigt zu haben scheint. Kleinere Pannen werden zunächst nur erwähnt, verdeutlichen sich aber dann darin, daß sich ein Sexmodell dem Gast verweigert und ihm statt der erwarteten Befriedigung eine schallende Ohrfeige verpaßt. Der Grund für dieses Verhalten ist den Technikern völlig unbegreiflich, verdeutlicht sich dem Zuschauer aber dann, wenn er einfach einmal vergißt, daß es sich um eine Maschine handelt. Hier beginnt eine Maschine ganz klar mit einem Prozeß der Selbstbestimmung, der ihr durch ihre Programmierung verweigert werden soll. Durch weitere Andeutungen wird der Zuschauer auf die bevorstehende Gefahr durch die Emanzipation der Maschinen aufmerksam gemacht, etwa als Peter und James den Revolverhelden zum zweiten Mal niederschießen (als dieser, vielleicht aus Rache über seinen ersten „Tod“, erneut bei den beiden auftaucht) und sie daraufhin vom Sheriff wegen Mordes eingesperrt werden. Deren Erklärungsversuche, es sei Notwehr gewesen, wird vom Sheriff nicht akzeptiert, sondern dieser besteht auf ein Verfahren durch einen Richter. Was zunächst mehr als ein weiteres klischeebehaftetes Abenteuer in Form des klassischen Gefängnisausbruches ausschaut, soll schon bald durch den Angriff der ebenfalls künstlichen Schlange verdeutlichen, daß die Gesetze des unverwundbaren Besuchers auszusetzen beginnen. Die Großaufnahme des Schlangenkopfes im Technikertrakt verdeutlicht des Element der bevorstehenden Gefahr, denn diese Schlange, deren Giftzähne weit aus dem geöffneten Maul herausschauen, scheint trotz ihrer Deaktivierung jeden Moment zuzuschnappen. Die Bemerkung eines Technikers im unterirdischen Komplex von Delos, er werde wohl krank, läßt sich auf die Roboter übertragen, denn deren Fehlfunktion steht unmittelbar bevor. Auch scheinen die Techniker später keine andere plausible Lösung in Erwägung zu ziehen als eine Art der Virus, der sich in den einzelnen Welten ausbreitet. Das Handeln der Roboter, das mir von Anfang an wie ein Befreiungsschlag gegen die Unterdrücker vorkommt, wird somit von den Verantwortlichen als etwas Krankhaftes und somit die Gesundheit und das einwandfreie Funktionieren der Maschinen bedrohende dargestellt, welches zu heilen gilt. Was sich hier anzudeuten scheint, ist eine Auffassung, die stark an die Sklaverei erinnert und die die Sklaven als Sache ohne eigene Rechte darstellt und als solche werden die Roboter auch mit völligem Selbstverständnis gesehen. Die Selbstbefreiung der Roboter erscheint wie ein Säuberungsfeldzug gegen alles, was nicht in ihre Welt gehört. Sie, die sie mit Infrarotoptik problemlos jeden Menschen aufgrund seiner Körperwärme aufspüren können, gleichen diesen Menschen durch seinen Tod gleichsam sich selbst an, indem sie ihn töten, ihn im wahrsten Sinne des Wortes kalt machen und somit seine Körperwärme zum Erlöschen bringen. Die Roboter beginnen dadurch, ihre Vorteile zu nutzen, denn ihnen ist eine Unterscheidung zwischen Gast und Maschine problemlos möglich, was dem Gast verwehrt bleibt. Somit stehen sich nun nach wie vor keine gleichwertigen Gegner gegenüber, sondern die Machtverhältnisse haben sich einfach gewendet. War bisher der Roboter aufgrund seiner Programmierung im Nachteil, so ist es jetzt der Mensch aufgrund seiner natürlichen Beschaffenheit. Die ihm eigenen Vorteile scheint beispielsweise der Revolverheld nun schon spielerisch auszunutzen, als er zunächst James tötet und daraufhin, seine Waffe spielerisch im Holster verschwinden läßt, nun Peter mit seinem Blick fixiert, dabei überlegen lächelt und ihn zum erneuten Duell auffordert (wobei sich sein Gegenstück in der mittelalterlichen Welt ähnlich verhält, als dieser hämisch grinst, nachdem er den Gast getötet hat). Der Revolverheld weiß, daß er der überlegene ist und er wird das auch ausnutzen. Einen ironischen Seitenhieb erlaubt sich hierbei die Kamera, die Peter und Martin unmittelbar vor dem Duell vor einem Gebäude mit dem Schild „Repair“ zeigt. Es hat hier fast den Anschein, als wolle der Revolverheld sagen, daß er beide gleich dahin schicken werde, wo er im Falle einer „Tötung“ durch eine Gast ebenfalls hin muß. Der einzige, aber entscheidende Unterschied ist jedoch der, daß die Gäste von dieser „repair“ nicht mehr wiederkommen werden. Eine weitere Verwischung der Grenze zwischen Mensch und Maschine wird auch dann vorgenommen, wenn zu Beginn des letzten Tages die Menschen aufwachen, wen auch die Roboter durch die Zentrale „geweckt“ werden. Eine weitere Annäherung in Form eines gemeinschaftlichen Miteinanders wird es jedoch nicht geben, denn die von ihm geschaffenen Maschinen haben sich zu den Geistern entwickelt, die der Mensch nicht mehr los wird, denn diese verfolgen ihn alsbald unerbittlich. Hierbei töten die Maschinen entsprechend ihrer bisherigen Programmierung. So ist die exzessive Tötungsorgie in der römischen Welt der Intensität der sexuellen Ausschweifung gleichzusetzen, die dem Gast versprochen wurde. In der Welt des Mittelalters töten die Roboter die Gäste im Zweikampf und in der Welt des Wilden Westens wird die Westernstadt zur Geisterstadt, durch die Jäger und Gejagter laufen. Der Tod ereilt die Besucher entweder durch das klassische Duell oder durch die Jagd des Gesetzlosen durch die Wüste. Der Revolverheld tritt hierbei als eine Art Rächer auf, der auf einem weißen Pferd reitet, während Peter Martin auf einem schwarzen Pferd in die Rolle des Gejagten gedrängt wird. Auch bei der Verfolgung behält der Revolverheld seine statische Haltung des Oberkörpers bei und auch die Hände hält er weiterhin an der Hüfte. Den Kopf bewegt er nur leicht, dafür ist das metallische Leuchten seiner Augen nun permanent sichtbar, was nicht nur den synthetischen Aspekt , sondern auch seine Gefühlskälte unterstreicht. Seine statische Haltung läßt sich dadurch erklären, daß er die Verfolgung seines Opfers zielgerichtet verfolgt und ihm sein Programm den nötigen Befehl „Laufen“ gibt. Andere Körperbewegungen sind dazu nicht nötig. Sein Blick ist meist auf den Boden gerichtet, um Peters Spuren per Infrarot sehen zu können, die er zielstrebig verfolgt. Die Hände ruhen an der Hüfte, wo sie schnellstmöglich die Waffe erreichen können. Ist der Revolverheld zu Fuß unterwegs, ist das dominante Geräusch das Klacken seiner Stiefel. Deren bereits erwähnte Wirkung wird durch die Musik verstärkt. Dominant sind Klavier und Streicher, deren unmelodisches unerbittliches Hämmern die Endgültigkeit und Entschlossenheit des Jägers untermauern. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Roboter nun einen menschlichen Aspekt entwickeln oder nicht. Eindeutig dafür spricht, daß sie mit der Rache an den Menschen ein eindeutig menschliches Gefühl entwickeln. Auch der Wunsch nach Selbstbestimmung unterstützt diese Idee der Vermenschlichung. Auch die Angst vor dem Feuer, die etwa der Revolverheld zu fühlen scheint und die ja eine menschliche Urangst ist, verdeutlichen dies. Dennoch streifen die Roboter ihrere synthetischen Aspekte nie ab und versuchen dies auch gar nicht erst. Die Darstellung scheint vielmehr zu changieren, denn einerseits handeln die Roboter aufgrund eindeutig menschlicher Gefühle und Ängste, andererseits machen sie sich ihre konstruktionsbedingten Vorteile durchaus nutzbar. Der Geist, der durchaus menschliche Aspekte widerspiegelt, treibt den synthetischen Körper an und macht sich dessen Vorzüge nutzbar. Es ist also nicht die reine Vermenschlichung der Roboter, sondern eine Synthese aus menschlichen und synthetischen Bausteinen, die stattgefunden hat