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5. Der Revolverheld

Der Revolverheld (Yul Brynner) ist im Verlauf der Handlung der erste Roboter, der klar als solcher erkannt werden kann, wenn er im Saloon zum ersten Mal auf John und Peter trifft. Auch in ihm spiegeln sich klassische Westernklischees wider. Zum einen kommt die Besetzung dem klar entgegen, denn Yul Brynner war dem Zuschauer in der Vergangenheit durch zahlreiche Western bekannt. Doch auch demjenigen, der Yul Brynner nicht kennen sollte, wird schnell klar, daß dieser das Stereotyp des Revolverhelden verkörpert. Ganz in Schwarz, der klassischen Farbe des Todes, gekleidet, gleichsam seine Rüstung aus der nur der hellhäutige Kopf wie durch de Sehschlitz eines Helmes hervorschaut, bildet er zunächst einmal das Gegenstück zum „Schwarzen Ritter“ der Mittelalter-Welt. Das metallische Klacken seiner Stiefel, das sein Laufen begleitet, reflektiert das metallische Innenleben seiner Laufmechanik. Später, als der Revolverheld Peter Martin durch Delos jagt, verstärkt sich die Intensität dieses Geräusches noch und gibt dem Geschehen eine Atmosphäre der Unerbittlichkeit, erinnert das Geräusch doch auch an das unerbittliche Ticken einer Uhr, die für Peter Martin abzulaufen scheint und unterstreicht ebenso die Endgültigkeit und die absolute Bestimmtheit im Handeln des Revolverhelden. Im gewissen Sinne dreht sich jedoch die Inszenierung des Roboter im Kreis, denn gerade als er eine Art der eigenen Persönlichkeit zu entwickeln scheint, indem er sich eben nicht mehr nur ständig erschießen läßt, wird er durch das ständige metallische Geräusch eben gerade wieder als eindeutig künstlich inszeniert. Sein maschinenhaftes Auftreten kann er somit nie abstreifen. Fraglich ist, ob dies denn überhaupt beabsichtigt ist, denn im Gegensatz zu dem in Furcht fliehenden Peter Martin, dessen Sinne nur auf Überleben aus sind (wer will es ihm auch verdenken?), nutzt der Roboter alle ihm zur Verfügung stehenden Sinne sorgfältig, um sein Ziel zu verfolgen und zu töten. Zu diesem Zwiespalt möchte ich jedoch weiter unten noch einige Anmerkungen machen. Das gesamtes Auftreten des Revolverhelden ist aber schon vom ersten Auftreten an auf Konfrontation ausgelegt, die dem Gegenüber immer nur de Möglichkeit der gewaltsamen Lösung des Konfliktes zuläßt. So rempelt der Revolverheld, selbst von eher kleinerer Statur, Peter Martin an, als dieser seinen Whiskey trinken will und provoziert und zusätzlich verbal, während er sich selbst einen Whiskey einschenkt. Dabei fällt sein starrer Blick auf, der deutlich von dem bereits erwähnten metallischen Leuchten in seinen Augen unterstützt wird. Sein Gesicht ist ebenfalls starr und emotionslos. Als Peter auf die Provokationen zunächst nicht reagiert, wiederholt der Revolverheld verbale Provokation und Füllen des eigenen Glases und verdeutlicht so, daß sich sein Programm in einer Art Schleife befindet, die so lange wiederholt wird, bis Peter darauf reagieren wird. Als dieser zunächst zögerlich darauf reagiert, liefert ihm der Revolverheld die Lösung des Problems gleich mit, in dem er Peter auffordert, ihm „das Maul zu stopfen“. Nicht nur bei dieser Konfrontation, sondern bei allen anderen Konflikten, die sich dem Delos-Besucher bieten, scheint es keine andere Möglichkeit zu geben, als diesen Konflikt auf gewaltsame Art zu lösen. Der Besucher soll hierbei immer eindeutig im Vorteil sein und er weiß das auch: So ist Peter, wie der Rest der Besucher vermutlich auch, zwar im Umgang mit Waffen völlig ungeübt, und dennoch schießt er den Revolverhelden nieder. Es fällt auf, daß dieser entgegen jeder Erwartung wesentlich langsamer den Colt zieht, als ihm dies möglich wäre. Sollte dieses deutliche Benachteiligung des Roboters dennoch versagen, weil sein gegenüber noch langsamer ziehen sollte, was eigentlich kaum vorstellbar ist, so greift ein weiterer Schutzmechanismus: Mit den Waffen in Delos ist es nicht möglich, einen Menschen zu töten, da diese auf Wärme, die von Menschen ausgeht, reagieren und automatisch blockieren. Peter und alle anderen Besucher wissen das. Daraus ergibt sich, daß der menschliche Besucher im Kampf einfach nur gewinnen kann, während die Maschine immer unterliegen muß. Zusätzlich können den Robotern weitere Handicaps von der Steuerungszentrale einprogrammiert werden, wenn dies die Handlung erfordert. Der Roboter dient hier somit als nichts anderes denn als Prügelknabe, an dem der Mensch seine Aggressionen nach Herzenslust ausleben kann, ohne auch nur mit dem geringsten Widerstand rechnen zu müssen. Der Besucher in Delos erhält somit ein Gefühl der sorglosen Unsterblichkeit, Unbesiegbarkeit und darf sich selbst zudem noch als unwiderstehlich sehen (denn weiblichen Sexmodelle gebe sich ihm bedingungslos hin), also einem Hochgefühl, daß er so im wirklichen Leben nie oder nur unter großen Anstrengungen erleben könnte.