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Die Rolle der Architektur

Von Anfang an wird in dem Film der Konflikt der „klassischen“ Architektur mit der modernen deutlich. Howard Roark wird, ebenso wie der Zuschauer, mit den althergebrachten Vorstellungen konfrontiert, die im krassen Gegensatz zu seinen eigenen Ideen stehen und die ihm aber auch keinen Platz lassen, diese auch nur zu präsentieren. Der Geschmack der Masse, die bisher nichts anderes gewohnt war, steht hierbei im Vordergrund und nicht die Orginlität des Einzelnen. Die Darstellungen der Lehrer, Vorgesetzten oder Kollegen Roarks entlarven jedoch sofort die wahren Gründe, die in Macht- und Geldgier oder auch schlichtweg in Einfallslosigkeit und künstlerischer Unfähigkeit liegen. So wird jedweder Ideenreichtum und Orginalität sowie der Drang, Neues zu schaffen von Anfang an unterbunden und mit schein-heiligen Argumenten abgetan. So habe Orginalität in der Architektur nichts verloren und ein eigenes Urteil, das Roark so wichtig ist, zähle hierbei nichts. Auch das Lernen, das dem eigentlichen Trieb, verstehen zu wollen, dienen sollte, wird auf die Fähigkeit, Altes zu kopieren, reduziert. Die Welt begegnet Roark von Anfang an feindseelig. Die Abneigung gegen seine Arbeit ist ihm immer gegenwärtig, ebenso wie die Architektur, die Gebäude, die andere entwarfen und bauen liessen, ist für Roark immer allgegenwärtig. So läßt sich von jedem Büro aus die Skyline Manhattans sehen, die immer von einem der Häuser, daß andere, aber nicht Roark, gebaut haben, präsent und auf gleicher Höhe wie der Betrachter steht. Der Betrachter blickt somit von Häusern auf Häuder der Skyline in gleicher Höhe und Architektur, was die Gleichheit der Masse deutlich macht. Erst als Roark zuletzt sein Ziel erreicht hat und das Wynand-Gebäude baut, übertrumpft er mit dem höchsten Gebäude der Welt nicht nur alle anderen Häuser, sondern gleichsam auch mit seinem Stil alle anderen Architekturstile, die sich „unter ihm“ in den Straßen der Stadt befinden. Die Allgegenwärtigkeit der Architektur bzw. der Stadt, in der die Menschen leben, geht soagr so weit, daß die letzten Blicke des Architekten Henry Cameron auf die vorbeigleitenden Häuder gerichtet sind und nur das auf dem Fenster des Kranken-wagens gedruckte Rote Kreuz wie ein letztes Schutzschild zwischen ihm und der Architektur steht, die Cameron letztlich umbrachte. Auch als Howard Roark sein Architektenbüro schließen muß, um als Tagelöhner zu arbeiten, ist seine Umgebung tief mit seinem Schicksal verwurzelt. Der Granitsteinbruch, in dem er arbeitet, umfaßt ihn mit seiner steinernen Landschaft, als würde er gleichsam in den Trümmern seiner Karriere und seinen zerbrochenen Träumen stehen, aus denen er wiederum das Urmaterial für die Werke der anderen herausarbeitet. Und auch bei der Einweihung des Enright-Hauses planen seine Kollegen, die zwischen Bewunderung und Ablehnung stehen, schon die Kopie der Werke Roarks in eigene Entwürfe. So wie er vorher Steine für die Bauten lieferte, soll er nun als Ideenlieferant herhalten, um mit dem kombiniert zu werden, was er ablehnt. Dies ist auch eine Synthese, die mißlingen muß, denn Roarks Ideen basieren auf dem Gedanken, daß neue Werkstoffe auch neue Formen verlangen. Auch kommt bei ihm die Individualität des Einzelnen zur Geltung, denn Häuser sollen nicht dem Massengeschmack gerecht werden, sondern konsequenterweise auf die Bedürfnisse derer, die sie nutzen, zugeschnitten sein, auch wenn diese nicht mit herkömmlichen Konventionen derer, die sie als Gemeingut sehen, vereinbar sind. Eine Anleihe bei Architekten anderer Stilrichtungen käme für Roark der Anleihe bei dem Wesen eines anderen Menschen gleich. Für ihn entspringt jede Neuerung dem Gehirn eines Einzelnen. Die Leistung des Individuums wird im Falle von Howard Roark mit dessem Stil des Modernen gleichgesetzt. Sein Stil ist von der gleichen Kompromisslosigkeit geprägt wie es sein Drang zur Individualität ist. Die Menschen, die einmal in seinen Häusern leben und arbeiten sollen, interessieren ihn wenig, denn sein Antrieb ist die Arbeit selbst. Die Architektur und das Bauen von Häusern ist, so lange sie von dem Trieb nach Neuerungen geprägt ist, ein Anzeichen des Überlebenswillens der Menschheit. Gerade diesen Willen versucht der Kritiker Toohey zu brechen, denn er will den Menschen das Selbstwertgefühl nehmen, um sie unterwerfbar zu machen, falls sie nicht ohnehin der leicht kontrollierbaren Masse angehören. Die Leistung des Architekten kommt dabei die Leistung eines Künstlers zu, der Häuser nach seinen Vorstellungen formt und ihnen dadurch ein Teil seiner Persönlichkeit mitgibt. Dies wird bei den Arbeiten Roarks deutlich und Dominique fühlt sich daher nicht in dem von Roark für sie entworfenen Landhaus wohl, da es zuviel von Roark repräsentiert und er ihr dadurch allgegenwärtig ist. Gerade diesen Effekt will sich Wynand aber später zunutze machen, als er Roark bittet, das Wynand-Gebäude zu entwerfen und ihn auffordert, dem Gebäude Persönlichkeit zu geben. Genau das ist es aber, was den meisten Häusern der Kollegen Roarks fehlt. Sichtbar wird dies allein schon an der Inneinrichtung dieser Häuser, die von Unpersönlichkeit und kalter Nüchternheit geprägt sind. Hier wird deutlich, daß die Menchen nicht in Häusern leben, die für sie gebaut wurden, sondern für eine große Masse lediglich zur Nutzung aber nicht zur Auslebung der Individualität geschaffen wurden. Gerade hier aber liegt der Unterschied zu Howard Roark, der sich nicht zu einem Werkzeuzg der Befriedigung aller machen lassen will, sondern sich für das Individuum und den Geist jedes einzelnen Menschen ausspricht.