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5. Eine Party in der Twilight Zone

Nachdem Michael feststellt, daß sein Sohn Grant in der Gewalt der Familie Lang ist, eilt er zu Oliver. Bereits in der Nähe seines Hauses wird die düstere sphärische Musik von den Klängen moderner Unterhaltungsmusik überlagert, die vom Anwesens der Langs auf die Straße dringt. Michael lugt durch ein Astloch des Zauns und erblickt, daß dort eine Party stattfindet. Spätestens bei diesem Anblick wird deutlich, daß Michael in eine Art Gegenwelt oder Twilight Zone eintritt, wirkt dies doch alles zu irreal. Bereits der Transporter des Paketdienstes, der eine mysteriöse Rolle in den Plänen Olivers spielt, deutet an, daß sich im Garten nicht ein Ansammlung beliebiger Nachbarn aufhält, sondern vielmehr ein Treffen der Verschwörer stattfindet. Michael betritt den Garten und die Sphärenmusik überlagert nun wiederum die Partymusik. Dies verdeutlicht den irrealen Charakter des Geschehens. Michael muß dies alles befremdlich und grotesk vorkommen, ist doch die Kluft zwischen dem Erlebten und der nun vorgefundenen Realität allzu groß. All die Menschen, die für sein Unglück verantwortlich scheinen, sind anwesend. Die Kamera steigt hoch empor und zeigt ihn aus der Vogelperspektive, die Mark Pellington immer dann einzusetzen pflegt, wenn Michael beobachtet wird. Und tatsächlich scheint dieser in ein Umfeld zu kommen, bei dem ihm die meisten Menschen zwar völlig fremd sind, diese aber ihrerseits genau wissen, wer er ist. Die Kamera schwankt fortan und drückt das mulmige Gefühl aus, welches Michael empfinden muß, zeigt aber auch, daß er in eine Situation kommt, die völlig unwirklich ist. Die Partymusik entrückt mehr und mehr in den Hintergrund und verstärkt das Gefühl, sich in der Twilight Zone zu befinden. Die Menschen um ihn herum halten allesamt Abstand und isolieren ihn vollends, obwohl er eigentlich mitten unter ihnen steht. Überhaupt sind es zu einem großen Teil alles bekannte Gesichter, wie etwa den Mann von den Pfadfindern oder der Fahrer des Lieferwagens. Sie alle stehen zumindest im Halbschatten und im Gegensatz zu Michael, der nach wie vor mit einer hin- und herschwankenden Kamera gefilmt wird, zeigt diese die Besuchern der Party aus stabiler Position heraus, haben sie doch eindeutig die mächtigere Position inne. Auffällig ist, daß es zum Teil doch recht skurrile Gestalten sind, die fast schon stereotyp wirken. So wirkt der Gruppenleiter, den Michael mit den Pfadfindern in Verbindung bringt beinahe spießig. Der Fahrer des Lieferwagens wirkt mit seinem dämonischen Gesicht, dem haarlosen Kopf und der kantigen Brille wie ein böser Geist und sein Äußeres verleiht ihm mit seinen vielen Kanten eine starke Härte. Alle Personen scheinen einfach nur dazustehen. Stumm blicken sie Michael an und nehmen ihm damit auch jede Möglichkeit, einen Ansprechpartner zu finden. Vielmehr wirken sie wie Dämonen oder Untote, die ihr Opfer gierig beobachten, um letztlich darüber herzufallen. Die Blicke fallen schließlich auf ein Fenster, in dem Oliver erscheint, dessen wahres Gesicht endlich aufgedeckt wird. Er steht hinter dem geschlossenen Fenster, dessen Gitter durch seinen mit einer dunklen Strickjacke bekleideten Körper laufen. Diese Einstellung offenbart die Falschheit von Olivers bisheriger Rolle, denn das Gitter am Fenster läuft geradewegs durch seinen Körper und zerstört das Verschmelzen mit der Umgebung, welches Oliver all die Zeit erfolgreich betrieben hat. Der Raum, in dem er sich aufhält, ist völlig finster und erneut verwischen die Konturen seines Körpers mit der Dunkelheit, so daß lediglich sein Antlitz und der Kragen des Hemdes hervorsticht. Es wirkt, als stehe hier ein böser Dämon, der all die Zeit da war und Michael beobachtet hat und der sich jetzt als der Herrscher über all die Kreaturen herausstellt, die sich in seinem Garten tummeln.

Im Inneren des Hauses treffen die beiden aufeinander. Michael ist erregt, während Oliver ihm völlig gefaßt gegenüber steht und dabei beinahe wie ein Statue wirkt. Obwohl der Schauspieler Jeff Bridges körperlich größer ist als Tim Robbins, schaut dieser nun auf ihn herab, steht gewissermaßen über ihm und versinnbildlicht so die derzeitigen Machtverhältnisse. Dies findet eine Fortsetzung in seiner Wortwahl: Wenn er sagt „Well, if I see any strange cars on my street...“ zeigt er deutlich, daß er die Arlington Road ab sofort als ein Ort ansieht, an dem er der uneingeschränkte Herrscher ist. Seine Stimme ist beschwörend und ruhig zugleich, während Michael, am Ende seiner Kräfte, heftig atmend nach Fassung ringt und sich seine Stimme beinahe überschlägt. Als er Michael droht, seinen Sohn Grant notfalls zu töten, falls er sich an die Polizei wenden sollte, will dieser auf ihn einschlagen, doch Oliver nimmt ihm auch noch die letzte Möglichkeit, Stärke zu demonstrieren, indem er zu lacht und den heranschnellen Michael quasi in den Arm nimmt und mit diesem vor seiner Frau Cheryl und einigen Gästen eine Art Tanz aufführt. Die Energie Michaels wird somit quasi zu einer völlig ungefährlichen Bewegung transformiert. Die Gäste „honorieren“ dies mit Gelächter, das Michael endgültig klarmachen dürfte, das alle seine Bemühungen vergeblich sein werden. Oliver, der seinen Nachbarn noch immer im Arm hält, macht diesem allein durch diese Geste klar, daß er diesem immer so nah sein wird wie jetzt und daß er jeden seiner Schritte verfolgen wird, als stünde er direkt neben ihm. In grellem Rot fällt das Licht von Draußen durch die Fenster, so als würden alle Feuer der Hölle geradewegs in Olivers Garten brennen und wie böse Dämonen tanzen in diesem Licht die Schatten der Gäste, die sich im Garten aufhalten. Olivers zynisches Angebot, doch an der Party teilzunehmen, kann Michael nicht annehmen und so verläßt er das Haus, daß sich mit seinem mittig zentrierten Eingang und den beiden Gebäudeflügeln hinter ihm auftürmt wie ein Kathedrale des Bösen und in dessen Schatten sein weiteres Tun fortan stehen wird. Das helle Licht, das ihn nach seinem Weggang anstrahlt, signalisiert, daß er dieses Geisterreich jetzt verlassen hat und schon am nächsten Morgen muß Michael das Erlebte wie ein böser Traum vorkommen.