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II. Die Großaufnahme im Film

Entscheidend für die Wirkung eines Stars im Film ist wie so oft der erste Eindruck, den das Publikum vom Schauspieler bzw. der Schauspielerin bekommt und wie nah das Publikum an das Gesicht herangelassen wird. Bela Balazs schreibt deshalb dazu, daß die Großaufnahme des Gesichtes von der Umgebung losgelöst ist und es zu Ausdruck und Bedeutung ohne hinzugedachter räumlicher Beziehung wird: „Daß das Auge oben, der Mund unten, daß diese Falte rechts, jene links liegt, hat keine räumliche Bedeutung mehr. Denn wir sehen nur einen Ausdruck. Wir sehen Empfindungen und Gedanken. Wir sehen etwas, was nicht im Raum ist“ .
Das Gesicht soll somit zu einem Ort werden, indem ein leidenschaftlicher Kampf ausgefochten wird, der eben auch nur im Gesicht darstellbar ist, denn je deutlicher dem Publikum ein Gesicht „....durch die größere Nähe wird, um so mehr Raum nimmt im Film diese innere Dramatik ein, die sich nicht im Raum ereignet.“  Mit welch künstlerischem und ästhetischem Anspruch der Regisseur Josef von Sternberg ein Gesicht, insbesondere das seines Stars Marlene Dietrich, inszeniert, wird klar, wenn er sich dazu wie folgt äußert: „Man sollte es betrachten, als seien die Augen Seen, die Nase ein Hügel, die Wangen breite Wiesen, der Mund ein Blumenbeet, die Stirn de Himmel und die Haare Wolken.“