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1. Die Ankunft der Gegenspieler

Sarah Connors voice over weist gleich zu Beginn des Filmes auf die Situation hin und erklärt, daß ein erneuter Anschlag aus der Zukunft stattfinden wird, der nun nicht ihr, sondern ihrem Sohn John, der jetzt zehn Jahre alt ist, stattfinden wird. Die Situation ist hierbei zunächst die gleiche: Ein Terminator wird als Jäger geschickt. Eine weitere Person aus der Zukunft, ein „lone warrior“, wird als Beschützer von John geschickt. Wer dieser einsame Kämpfer ist, wird hier nicht verraten, wohl aber, daß es eine Frage der Zeit ist, ob nun der Beschützer oder der Killer ihn zuerst ausfindig machen wird. Das Erscheinen des T-800 (Arnold Schwarzenegger) zwischen einigen LKW-Anhängern wirkt somit auch eher routiniert. Doch nicht nur das Setting, sondern auch Kameraführung und Lichtsetzung ziehen deutliche Parallelen zu dem ersten „Terminator“-Film. Auch das typische mehrdeutige Aufrichten findet statt und auch die erste Handlung des T-800 ist klar, als dieser eine Bar auf dem Parkplatz ansteuert. Erneut muß er sich Kleidung besorgen, denn nach wie vor kann Kleidung nicht auf die Zeitreise geschickt werden. Zwar tritt er zunächst mit der gewohnten Wortkargheit auf, doch zeigen sich bereits hier einige Veränderungen gegenüber dem ersten Terminator. So geht er wieder mit großer Härte gegen jede Art von Widerstand vor, doch kommt es diesmal „nur“ zu Verletzten. Mit der Kluft eines Rockers wählt er erneut die Kleidung einer Gruppe, die mit bestimmten Klischees besetzt ist. So dürfen die schwarze Lederkleidung und die schwarzen Motorradstiefel durchaus wieder als Rüstung gesehen werden. Er schlüpft damit zudem in die Rolle des typischen Harley-Davidson-Fahrers und erwirbt somit das Image einer etwas sonderbaren Gruppe (selbst unter Motorradfahrern gelten Harley-Davidson-Fahrer als eigentümliches Völkchen), die nach außen hin hart und etwas ungehobelt auftritt, gerne unter ihresgleichen bleibt, die man zudem besser in Ruhe läßt und zudem noch landläufig als „cool“ gelten. Bereits in der Wahl der Kleidung zeigt sich, daß der Terrminator zwar erneut die Kleidung einer Außenseitergruppe wählt, doch diesmal diese Gruppe nicht von vornherein durchweg negativ besetzt ist, wie es bei den Punks im ersten Teil der Fall ist. Nachdem der Terminator eingekleidet ist, verläßt er die Bar. Die Kamera gleitet dabei, beginnend an seinen Stiefeln, an ihm herauf und blickt zu ihm hoch. Auch in diesem Film wird der Terminator fast ausschließlich aus der Untersicht zu sehen sein, doch ist diese Untersicht hier so extrem, daß es übertrieben wirkt und den Charakter stark ironisiert. Diese Ironisierung des Terminator-Images wird weiter fortgesetzt. Das Lied „Bad to the bone“ gehört zu den Liedern, die aufgrund ihrer Bekanntheit und ihrer häufigen Benutzung im Film so stark klischeebehaftet sind, daß sie nur noch zur Ironisierung gut sein können. Der Terminator ist spätestens jetzt nicht mehr der bedrohliche Killer aus der Zukunft, sondern der „coole“ Cyborg. Es deutet sich bereits hier an, daß der Popularität, welche die Person des Terminators im Laufe der Jahre zukam, dadurch Rechnung getragen wird, daß er auch im Film das Image erhalten soll, das ihm bereits durch viele Zuschauer gegeben wurde. Somit wird dieses Image nicht neu erschaffen, sondern er reflektiert es. Einen kurzen Moment der Unsicherheit erhält das Geschehen noch, als ein bewaffneter Mann aus der Bar heraustritt und den T-800 auffordert, Kleidung und Motorrad zurückzugeben und der T-800 langsam die Harley-Davidson abstellt. Auch hier werden zum Teil Klischees wiedergegeben, indem das Herausschieben des Seitenständers mit dem Fuß in Großaufnahme zu sehen ist. Das „coole“ Image des Terminators scheint dann wieder zu kippen, wenn dieser mit unbeweglicher Mine auf den Mann zugeht. Aufgelöst wird diese Spannung dann aber durch das blitzschnelle Wegschnappen der Waffe und dem langsamen Griff nach der Sonnenbrille des Mannes, die sich der Terminator aufsetzt. Bei der Sonnenbrille handelt es sich um ein Produkt der Marke „Ray Ban“. Diesen Produkten haftet weltweit ebenfalls das Image „cool“ an. Sie gilt aber auch, ähnlich den Feuerzeugen der Marke „Zippo“ oder Geländewagen von „Jeep“, als ein uramerikanisches Produkt. Ein weiteres dieser uramerikanischen Produkte stellen Motorräder der Marke Harley-Davidson dar. Und eben ein solches Motorrad benutzt der Terminator über einen längeren Zeitraum, während der Terminator im ersten Film ein vollverkleidetes Motorrad zur Verfolgung nutzt (Auf die Rolle der verschiedenen Fahrzeuge werde ich später nochmals eingehen.). Typisch für beide ist der „Wheelie“, das heißt das Anfahren mit durchdrehendem Hinterrad. Gerade diese Elemente, die Nutzung typisch amerikanischer Produkte, das „coole“ Verhalten oder der Start mit durchdrehendem Hinterrad, scheinen jedoch nicht nur in der Absicht zu erfolgenden Terminator bis zu einem gewissen Grad zu ironisiren, sondern scheinen vielmehr auch in der Absicht zu geschehen, den Terminator selbst als etwas typisch amerikanisches darzustellen. Der Film löst sich demnach schon bei dessen erstem Auftritt vom Bild des eiskalt tötenden Cyborgs und tauscht dieses aus durch einen Charakter, der einem modernen Cowboy gleich, allein durch die Nacht fährt. Das Pferd wird hier zum Motorrad, doch auch dieses ist typisch amerikanisch und seine „Pump Gun“ hängt an der Seite des Sitzes und damit dort, wo auch Cowboys ihre Waffe am Sattel zu tragen pflegen. Das Bild des „modernen Cowboys“ wird zudem dadurch unterstützt, daß er, einem Reiter, der aus einer Staubwolke am Horizont auftauchend, quasi ebenso aus dem Nichts zu kommen scheint und zuletzt auch wieder ins Nichts verschwinden wird, ebenso wie ein Cowboy, der nach getaner Arbeit wieder ins Nichts reitet. Ganz anders wird dagegen das erste Erscheinen des Gegenspielers T-1000 (Robert Patrick) inszeniert. Auch er tritt unbekleidet auf, sein Handeln und erst recht seine Fähigkeiten, sich zu verwandeln oder zu töten, bleiben aber zunächst unerkannt, da dir Kamera ihn nur kurz und auch nur sehr nahe zeit, so daß das Agieren seiner Hände verborgen bleibt. Hierbei entsteht der Eindruck, er habe den Polizisten, der ihn entdeckt hat, nur bewußtlos geschlagen, um an dessen Uniform und Fahrzeug zu gelangen. Daß es sich bei ihm um den zweiten Terminator handelt, der John Connor töten soll, wird hier noch nicht deutlich. Bereits hier werden jedoch grudlegende Inszenierungsmerkmale deutlich, die für den T-1000 typisch sein werden. So ist Robert Patrick, vor allem im Vergleich mit Arnold Schwarzenegger, von eher kleinerer und zierlicher Statur. Das Auftreten als Polizist ermöglicht es ihm, sich überall die nötige Autorität zu verschaffen, so daß ihm der freie Zutritt jederzeit möglich ist. Seine Bewegungen sind, im Gegensatz zu den kraftvollen, schnellen, direkten und teilweise ruckartigen Bewegungen von Arnold Schwarzenegger, eher langsam. Der Bewegungsablauf ist sehr fließend, was das Innere des T-1000, das aus flüssigem Metall besteht, nach Außen reflektiert. Den Kopf hält er fast ausschließlich nach vorne gebeugt, so daß die Stirn vorsteht und besonders die Augen hervortreten. Dies hat nicht nur eine bedrohliche Komponente, sondern durch die Kombination der Augen mit der Stirn deutet sich an, daß der T-1000 zunächst genau beobachtet, dadurch immer mit seiner Umwelt auf „Tuchfühlung“ geht und daraufhin bedacht und überlegt vorgeht. Er beobachtet und analysiert immer. Selbst als er während des letzten Kampfes in der Stahlfabrik auf die wehrlose Sarah zugeht, blickt er zunächst um sich und analysiert die Umgebung, ob nicht von irgendeiner anderen Seite her Gefahr drohen könnte. Erst als er das ausschließen kann, geht er auf Sarah zu. Auch Robert Patricks etwas abstehende Ohren, die durch seine eng anliegenden kurzen Haare noch hervorgehoben werden, verdeutlichen die Darstellung eines beobachtenden und analysierenden Cyborgs, der nicht, wie es der T-800 tut, einfach durch die Wand geht, sondern sich clevere Möglichkeiten einfallen läßt, seine Gegner zu täuschen. Der T-1000 besitzt nicht nur die Fähigkeit zur exakten Beobachtung und Wahrnehmung der Umgebung, sondern er nutzt sie auch immer wieder geschickt aus. Doch steht der T-1000 nicht nur für den bedachten Killer, der, egal was seine Opfer ihm auch antun, immer wieder aufsteht, sondern verkörpert er vielmehr auch die Angst vor dem perfekten Überwachungsstaat. Seine Uniform steht repräsentativ für die Autorität des Staates. Die Bedeutung des Aspektes des Überwachungsstaates wird auch daran deutlich, daß der T-1000 immer wieder in die Gestalt des Polizisten zurückkehrt. Das ständige Analysieren der Umgebung steht hierbei für die Angst vor einem Staat, dessen Organe alles belauschen und beobachten können und der diese Informationen auch geschickt zu nutzen weiß. Dem schließt sich die Angst an, daß dem Staat die Möglichkeit offen steht, zu jeder Zeit und zu jedermann Zugang zu erlangen, ähnlich wie es der T-1000 kann und durch seine einzigartige Möglichkeit, in die Rolle anderer Personen zu schlüpfen und somit ein bestimmtes Umfeld zu infiltrieren. Die Angst, der Gegenüber ist plötzlich nicht mehr derjenige, der er einmal war, findet sich bereits in anderen Filmen wie etwa „Invasion of the body-snatchers“, auch wenn sie bei erwähntem Film in anderem Zusammenhang aufgegriffen wurde, doch scheint es sich hierbei immer um eine Urangst des Menschen zu handeln, die der T-1000 mit seiner Wandelbarkeit reflektiert.